Hubertusmesse 2023 der Jagd- und Gebrauchshundevereinigung Rhön- Vogelsberg

Am 27.10.2023 fand die Hubertusmesse der Jagd- und Gebrauchshundevereinigung Rhön- Vogelsberg in der Fuldaer Stadtpfarrkirche St. Blasius statt. Dort ging Stadtpfarrer und Dekan Stefan Buß ausführlich auf die Hubertussage ein.

„Hubertus, dessen Gedenktag wir mit dieser Messe feiern, ist das Beispiel eines Menschen, dessen Leben durch die Begegnung mit Gott neu und anders geworden ist. Hubertus ist das Beispiel eines Menschen, der durch die Begegnung mit dem Schöpfer auch einen neuen Blick für die Schöpfung bekommen hat.

Der fränkische Edelmann Hubertus, so wird überliefert, wurde bereits in jungen Jahren Pfalzgraf. Er wurde 655 in Toulous2 geboren. Er stirbt am 30.5.727. Er heiratete ein Edelfräulein. Aber seine geliebte Frau stirbt bei der Geburt des ersten Kindes. Das Glück der jungen Ehe ist zerstört. Verbittert und mit Gott hadernd wird Hubertus menschenscheu, ja zum Menschenverächter. Er kennt nur noch eines, das ihn interessiert: die Jagd. Tag und Nacht ist er draußen in den Wäldern der Ardennen – im heutigen südlichen Belgien. Als wilder, rücksichtloser Jäger erlegt er alles, was ihm in die Quere kommt. Seine rücksichtslose Lebensweise war ein Versuch, den tiefen Schmerz über den Verlust seiner geliebten Frau zu überspielen.

An einem Karfreitag, so erzählt es die Hubertus-Legende – ist er einem kapitalen Hirsch auf der Fährte. Seine Hunde stellen das Tier. Hubertus hat schon seinen Bogen zum Abschuss gespannt. Zu seiner Verwunderung bleibt der Hirsch aber ruhig vor ihm stehen. Hubertus zielt auf das prächtige Tier. Da sieht er in den Geweihstangen des Hirsches ein strahlendes Kreuz – so wie es heute Morgen hier in der Martinskirche im Hirschgeweih unter dem Chorbogen zu sehen ist. Hubertus sinkt in die Knie. Hubertus hört eine Stimme: „Vergiss nicht wegen weltlicher Dinge dem ewigen Leben nachzujagen. Hubertus, ich erlöse dich, und dennoch verfolgst du mich!“

Hubertus kommt zur Besinnung. Er beginnt ein neues Leben – eines, das nicht ausschließlich auf seine ungestümen Bedürfnisse fixiert ist, sondern eines, das ausgerichtet ist auf den, für den das Kreuz steht: Jesus Christus. Und das führt Hubertus dazu, dass er in den Dienst der Kirche tritt und schließlich Bischof von Maastricht und Lüttich wird.

Zwei Grundlinien, die in Psalm 104 ausgesprochen sind, prägen fortan auch das Leben des Hubertus:

Hubertus erkennt Gott als den Schöpfer, der sich ihm barmherzig zuwendet

Hubertus hatte sich ja im Schock über den Verlust seiner geliebten Frau ganz auf sein Ich fixiert. Mit wilder, ungestümer, besinnungsloser Jagd hat er seine Trauer zu verdrängen versucht. Hubertus lebt so, als sei das Maß seines Lebens und das Ziel seiner Wege in seiner eigenen Hand, als könne er selbst der Unternehmer seines Lebens sein. Aber da tritt ihm Gott entgegen. Hubertus wird konfrontiert mit dem Zeichen des Kreuzes. Das Zeichen des Kreuzes, das er zwischen den Geweihstangen des Hirschs leuchten sieht, das gibt ihm zu verstehen: „Hubertus, schau von Dir selbst und von den Brüchen und Abgründen deines Lebens weg auf Jesus Christus. Der hat alles für dich getan – mit seinem Weg zum Kreuz, dir zugut. In ihm schenkt Gott dir seine Liebe und sein Erbarmen. Dein Leben ist gehalten von Gott, der dich geschaffen hat – und der alles Leben um dich herum geschaffen hat. Und wenn du fällst, kannst du nicht tiefer fallen als in Gottes Hand, die er zum Heil für uns alle barmherzig ausgespannt hat.“

Hubertus erkennt also Gott als den Schöpfer und Erhalter seines Lebens und alles Lebendigen. Hubertus erkennt, dass wir vor all unserem Tun von Gottes guten Vorgaben leben. Es ist die Grunderkenntnis, die im Psalm 104 zur Sprache kommt: Dort tritt das ‚Ich‘ des Menschen ganz zurück. Im Vordergrund steht das ‚Du‘, mit dem der Psalmbeter Gott anspricht. Gott gibt, und erst dann ist der Mensch gefordert. Gott gewährt dem Menschen die Lebensgrundlagen, wenn es im Psalm 104 etwa heißt: „Du feuchtest die Berge von oben her; du machst das Land voll Früchte, die du schaffest; du machst Finsternis, dass es Nacht wird, da regen sich die wilden Tiere…“

Hubertus stimmt in das Lob von Gottes Schöpfung ein

Eine zweite Grundlinie, die den 104. Psalm durchzieht, prägt fortan das Leben des Hubertus. Es ist der Dank für die weise Ordnung von Gottes Schöpfungswerken, es ist das Lob von Gottes Schöpfung: „HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter!“ Durch die Begegnung mit Gott hat Hubertus einen neuen Blick bekommen für diese weise geordnete Schöpfung Gottes. Aus dem wild dahinstürmenden Jäger und rücksichtslosen Zerstörer ist ein Heger und Bewahrer der Schöpfung geworden.

An der Gestalt des Hubertus ist zu lernen, dass Umkehr nie nur eine Sache reiner Innerlichkeit ist, sondern Auswirkungen hat bis hin zum dankbaren und respektvollen Umgang mit der Schöpfung. Die jahrhundertealte Tradition der Hubertusmesse zu Ehren einer maßvollen Jagd und eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur hat in der heutigen Zeit nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Auf jedem Fläschchen der bekannten Kräuterlikör-Marke „JÄGERMEISTER“ ist der Hubertus-Hirsch mit dem leuchtenden Kreuz zwischen den Geweihstangen abgebildet. Und außenherum steht mit kleinen Buchstaben die Inschrift: „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, weidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ Sie, liebe JägerInnen, stehen immer wieder Auge in Auge dem Wild gegenüber. Sie wissen um die Schönheit und um die Würde der Natur und der Tierwelt. Und deshalb erleben Sie, wenn Sie Ihre Aufgabe verantwortungsbewusst erfüllen, immer wieder Momente, in denen Ihnen die Nähe des Schöpfers im Geschöpf aufleuchtet.

Liebe Gemeinde, den Schöpfer im Geschöpf ehren, das geht uns freilich alle an. Den Schöpfer im Geschöpf ehren, das gilt auch für die Sorge um den Lebensraum Wald. Jäger, Förster, Waldarbeiter sind nah dran und bekommen die Veränderungen hautnah mit.

Die Gestalt des Hubertus und der 104. Psalm weisen uns auf einen anderen Weg. Sie rufen uns auf zum Dank für alle Wunder und alle Schönheit der Schöpfung, die wir trotz allem bis heute erleben. Dankbarkeit, etwa für die wunderschöne Färbung des Herbstwaldes, wie sie auch in diesem Jahr wieder zu bestaunen war.

Aus solchem Dank und solchem Staunen über die Schönheit der Schöpfung erwächst die Verantwortung, an unserem Platz und mit unseren Möglichkeiten für Gottes Schöpfung einzutreten und den Kräften der Zerstörung zu wehren und zu widerstehen. Gegen alle Resignation und mit alle Zuversicht sprechen wir mit dem Beter des 104. Psalms: „Herr, wie sind deine Werke so groß und so viel. Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter!“

Der erste Vorsitzende der Jagd- und Gebrauchshundevereinigung Rhön-Vogelsberg, Dr. Rudolf Leinweber, betonte, dass die Jagd kein einfaches Hobby, sondern Passion und Berufung sei. Erst das Ansitzen bei Nässe, Kälte, am späten Abend oder in der Nacht würde zeigen, was Jagd bedeute. Den Jungjägern, die an diesem Abend feierlich in die Reihen der Jäger aufgenommen wurden, riet er, für Tradition und Waidgerechtigkeit einzustehen sowie ihr jagdliches Tun danach auszurichten. „Nicht wer du bist Fürst, Herr oder Knecht, nur wie du jagst, macht waidgerecht!

Der Vorstand