Aktiver Tierschutz im Revier
Sobald es das Wetter im Frühjahr zulässt, rücken die ersten Maschinen an, um die Fahrsilos neu zu bestücken. Leider sind zu dieser Jahreszeit dann auch junge Feldhasen, Rehkitze und Bodenbrüter durch das frühe Mähen lebensgefährlich bedroht. Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland pro Jahr zirka 500.000 Rehkitze den Mähwerken zum Opfer fallen. Dazu kommen unzählige Junghasen und Bodenbrüter wie Fasan, Rebhuhn, Feldlerche, Kiebitz, Wiesenweihe, um nur einige zu nennen. Ein Großteil wird durch die Mähwerke geschreddert. Viel schlimmer noch: viele werden schwer verletzt und verstümmelt und erleiden so einen qualvollen Tod. Für die Auswirkungen des massenhaften Tierleides sorgen moderne Erntemethoden und immer schnellere und größere Maschinen, die durch die Flächenzusammenlegungen eingesetzt werden. Das macht den Erntevorgang zu einem gravierenden Arten- und Tierschutzproblem.
Aber nicht nur die Erntetechnik hat sich geändert, sondern auch der Mähzeitpunkt. War früher der ein- bis zweimalige Schnitt im Jahr normal, so sind es heute fünf bis sechs. Mit der Siliertechnik im Futterbau oder für die Biogasanlagen verschiebt sich der Zeitpunkt des ersten Schnittes immer weiter ins Frühjahr, genau in die Zeit, wo alle Feldbewohner ihre Jungtiere und Gelege im hohen Wiesengras abgelegt haben.
Ohne Absprache von Landwirten und Jäger ist eine wirkungsvolle Rettung des Jungwildes aber gar nicht durchführbar. Deshalb ist es erforderlich, dass der Revierinhaber den geplanten Mähtermin rechtzeitig erfahren kann. Dies ist nicht immer ganz einfach umzusetzen, weil die Wiesenmahd sehr vom Wetter abhängig ist und meist spontan erfolgen muss. Das nächste Problem: Viele Landwirte mähen dann gleichzeitig und die Jäger können nicht überall zur gleichen Zeit sein. Besteht ein gutes Verhältnis zwischen Jäger und Landwirt, gibt es keine Probleme der Verständigung. Darüber hinaus wird Aufklärungsarbeit für die Landwirte von den Jagdpächtern und ihren Helfern frühjährlich auf den Jagdgenossenschaftsversammlungen geleistet. Zum Schutz der Rehkitze sollte keine Maßnahme unversucht bleiben. Bewährt hat sich in den letzten beiden Jahren ein Absuchen der Wiesen früh morgens vor der Mahd durch Drohnen mit Wärmebildkameras.
Der Jäger- und Gebrauchshundeverein Rhön-Vogelsberg e.V. hatte sich eigens zur Jungwildrettung im letzten Jahr drei Drohnen mit Wärmebildkameras angeschafft und verleiht diese ihren Mitgliedern für eine geringe Leihgebühr während der Mähsaison von Anfang Mai bis Ende Juni. Alle hiesigen Jagdpächter sind informiert und gerne bereit nach Absprache mit den Landwirten ehrenamtlich tätig zu werden.
Text: Anke Dorn-Kapfer, Matthias Meyer aus „Aufgespürt“ Ausgabe Frühjahr/Sommer 2024
Fotos: Anke Dorn-Kapfer